Fabeln
sind Geschichten, die wir aus unserer Kindheit kennen, Geschichten für
Kleine und Große, die noch genügend Phantasie aufbringen, sich in eine
phantastische Welt versetzen zu können, gänzlich einzutauchen in ein
Universum der Pflanzen, Tiere und Mischwesen, die uns seit dem Altertum
lehren, die Welt und uns selbst und unsere Mitmenschen besser zu
verstehen.
Die Menschen lieben diese Art von Märchen. Gerade weil
sie offensichtliche Fiktionen sind und es in aller Regel auch bleiben,
steckt doch in jedem von uns die Sehnsucht - wenn es auch nur für einen
kurzen Augenblick wäre - sich selbst in einer Fabel wiederzufinden,
seinen Träumen freien Lauf lassen zu können und Wege zu gehen, die im
normalen Leben versperrt bleiben. Je weniger der Alltag Raum lässt für
solche Fluchten, desto stärker sehnen wir uns danach, in eben diese
Welten zu entfliehen, zumindest aber einen Blick hinein zu werfen in
diese Schutzräume, in denen andere Gesetze gelten, die nach anderen
Regeln funktionieren.
Genau darum dreht es sich bei dieser künstlerischen Reise: um
Märchenhaftes, das uns neue Räume öffnet und um Unglaubliches, das
gleichwohl die Kraft hat, uns zu verändern. Die im Ausstellungsprojekt
„fabelhaft“ versammelten Künstlerinnen und Künstler locken in eine
Welt, die nur dem Individuum selbst vorbehalten bleibt. Sie lotsen uns
in traumgleiche Landschaften mit Wesen und Refugien, die einladen, uns
selbst zu begegnen und zu finden, etwas über uns selbst und über unsere
Bestimmung herauszufinden.
Mit geheimnisvollen Skizzen und Chiffren, deren Entschlüsselung zum
Wegweiser wird, mit uralten Zeugen, in denen die Erinnerungen von
Jahrmillionen, die Geschichten von unzähligen Leben aufgehoben sind,
mit mächtigem Rollentausch, in dem Majorisierung und Unterdrückung
einer fast grenzenlosen Freiheit weichen und sich gleichzeitig ins
Gegenteil verkehren, mit Räumen, in denen das Laute, das Hektische, das
Fordernde ausgesperrt bleibt, in denen die Weite, das Nachdenkliche,
das Melancholische beherrschend ist, mit der Ahnung einer Welt der
weichen Formen, der versteh- und überschaubaren Dimensionen, der
vertrauten Körperlichkeit, mit einer Welt voller Wesen, die die
kindliche Neugier wecken und in der das Vertrauen auf das gute Ende
unmittelbar neben der Furcht vor Bedrohung durch das Fremde, das
Unbekannte liegt, in der der Ankömmling jedoch willkommen geheißen und
dessen Sonderlichkeit nicht als Makel zur Ausgrenzung führt. Damit
werden wir entführt in eine Welt, in der das Phantasieren erlaubt, nein
explizit gewünscht ist.
„fabelhaft“ will Räume öffnen, in denen Utopien, an die wir schon lange
nicht mehr glauben, aufgerufen werden, in denen solche Ideen Form
annehmen können, die uns auffordern und herausfordern, die die Frage
stellen, ob nicht doch die eine oder andere Sehnsucht Wirklichkeit
werden könnte. Die von den Künstlerinnen und Künstlern im Kunstverein
Landshut erschaffene Welt will unsere Augen neu öffnen und ruft
zugleich zur Wachsamkeit auf, damit wir die Gedankentüren hinein in das
Andere, in das Unmögliche, das Märchenhafte, das Fabelhafte nicht
leichtfertig verschließen.
Diese Ausstellung wird unterstützt von der Kulturstiftung Niederbayern und vom Kulturfonds Bayern.